Entspannt mit der Bahn reisen – war der Plan
Hallo erst mal! In den letzten Monaten – nachdem ich mein Gewerbe aufgegeben haben – war es auf dieser Seite sehr ruhig. Mit diesem Blog-Beitrag muss ich mir Jetzt ein paar Dinge von der Seele schreiben, die meine nächste große Reise betreffen.
Am Freitag starte ich (hoffentlich) meine dritte Interrail-Reise. Nach Portugal (2019) und Nordnorwegen (2020) will ich dieses Jahr nach Frankreich (in die Bretagne). Nachdem ich bei meiner ersten Interrail-Reise teures Lehrgeld gezahlt habe, war ich diesmal vorbereitet. Zumindest dachte ich das bis heute…
Kurzfristige Baustellen-Verlängerung
Meine Züge zu meinem ersten Stopp (Lorient) habe ich weise gewählt. Ich habe immer genügend Pufferzeiten in Ulm und Paris eingeplant. Dann kam zunächst eine ungeplante Verlängerung von zwei Baustellen im Bereich der DB Regio Baden-Württemberg. Einmal auf der Bodenseegürtelbahn zwischen Lindau und Friedrichshafen und einmal auf der Südbahn zwischen Friedrichshafen und Ulm.
Für den ersten Reiseabschnitt war der Plan, die durchgehende erste Verbindung nach Ulm zu nehmen. Schön entspannt auf den bequemen Ledersesseln in der 1. Klasse nach Ulm.
- Nonnenhorn (05:42 Uhr) – Ulm Hbf (07:11 Uhr) = Regional Express RE 5
Aufgrund der Verlängerung der Baustellen auf der Reiseroute wäre – laut Deutscher Bahn – der Schienenersatzverkehr bis Anfang Dezember verlängert worden. Meine Anreise nach Ulm hätte sich dadurch etwas vorgezogen inkl. 4 Umstiegen auf dem ersten Streckenabschnitt:
- Nonnenhorn (04:55 Uhr) – Kressbronn (05:02 Uhr) = Schienenersatzverkehr RB 93
- Kressbronn (05:07 Uhr) – Friedrichshafen Stadt (05:21 Uhr) = Regionalbahn RB 93
- Friedrichshafen Stadt (05:29 Uhr) – Aulendorf (05:55 Uhr) = Interregio Express IRE 3
- Aulendorf (06:02 Uhr) – Biberach (Riß) (06:39 Uhr) = Schienersatzverkehr IRE 3
- Biberach (Riß) (06:47 Uhr) – Ulm Hbf (07:11 Uhr) = Regional Express RE 5
Dies hätte bedeutet, dass ich eine gute Stunde früher meine Reise angetreten hätte. Alternative wäre eine Verbindung gewesen, bei der ich mit nur 20 min Puffer in Ulm angekommen wäre, was mir aufgrund des Tagesendziels Atlantikküste zu riskant erschien.
Erstes Zwischenziel mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar!
Leider hat die ungeplante Verlängerung der beiden Baustellen dazu geführt, dass der Schienenersatzverkehr praktisch NICHT mehr vorhanden ist. Dies hat fatale Folgen für meine geplante Interrail-Reise, bei der ich alle Zugverbindungen inkl. Hotels bereits im voraus gebucht habe.
Anstatt den Schienenersatzverkehr einfach um 4 Wochen zu verlängern, gibt es aktuell ein Lotterie-Spiel. Ich weiß im Moment am Vorabend nicht, ob am nächsten Morgen ein Schienenersatzverkehr fährt oder nicht. In 90 Prozent der Fälle war dies leider so, dass er nicht gefahren ist und ich auf einen späteren Zug für den Weg zur Arbeit ausweichen musste.
Für meine Interrail-Reise hat diese Unzuverlässigkeit zur Folge, dass selbst der früheste Zug laut Fahrplan NICHT rechtzeitig am Hauptbahnhof in Ulm ankommt. Mein TGV fährt dort planmäßig um 08:04 Uhr nach Paris ab. Laut DB Fahrplan ist aktuell die früheste verfügbare Verbindung nicht mehr ausreichend um den Anschlusszug zu erreichen:
- Nonnenhorn (05:42 Uhr) – Aulendorf (06:30 Uhr) = Regional Express RE 5
- Aulendorf (06:51 Uhr) – Kißlegg (07:15 Uhr) = Regionalbahn RB 53
- Kißlegg (07:35 Uhr) – Memmingen (07:53 Uhr) = Regional Express RE 96
- Memmingen (08:05 Uhr) – Ulm Hbf (08:38 Uhr) = Regional Express RE 75
Plan C
Da eine Fahrt auf diesem Streckenabschnitt aktuell – auch kurzfristig – mit keinerlei Sicherheit vorgeplant werden kann, habe ich mich dazu entschlossen, den ersten Abschnitt sicherheitshalber mit einem Mietwagen zurückzulegen. Neben einem deutlichen Mehraufwand (mit Abholung am Vortag, Abgabe in Ulm) sind auch noch Mehrkosten damit verbunden.
- Donnerstag: Nonnenhorn (11:46 Uhr) – Lindau-Reutin (11:55 Uhr) = Regional Express RE 3
- Bahnhof Lindau – Autovermietung = Stadtbus Lindau
- Übernahme Mietwagen, Lindau (16.11.2023, mittags)
- Rückgabe Mietwagen, Ulm (17.11.2023, 07:00 Uhr)
- Autovermietung – Ulm Hbf mit Öffentlichen
Das wäre alles soweit kein Problem gewesen. Durch den kurzfristig anberaumten Streik der GDL zwischen 15.11.2023 22:00 Uhr und 16.11.2023 18:00 Uhr wird der erste Streckenabschnitt jedoch jetzt nochmals schwieriger.
Wenn der Zug am Donnerstagmittag aufgrund des Lokführerstreiks ausfällt, muss ich zunächst mit dem Rad nach Lindau. Das Rad dann wieder nach Hause zu bekommen, bedarf einiges an Logistik, die ich mehr sehr gerne vor dem Urlaub erspart hätte. Außerdem ist nicht sichergestellt, dass es dadurch im Fernverkehr zu keiner Verzögerung kommt. SO hatte ich mir meinen Urlaubsbeginn nicht vorgestellt.
Anmerkungen
Zu den verlängerten Baustellenabschnitten
Ich habe Verständnis dafür, dass unerwartet Probleme auftreten können, die eine kurzfristige Verlängerung der Baustellen notwendig machen. Was dann folgte war – meines Erachtens – ein kommunikatives Desaster. Auf der Homepage der Deutschen Bahn wurde der Termin, wann die SEV-Pläne in die App- und Internetauskunft eingeplant sind – tageweise verschoben. Dadurch sind unzählige Verbindungen ausgefallen und fallen auch weiter aus. Eine sichere Reiseplanung ist dadurch nicht mehr sichergestellt. Dies führt neben Unzufriedenheit bei den Fahrgästen dazu, dass auf individuelle Verkehrsmittel zurückgegriffen werden muss.
Zum Streik der GDL
Unter normalen Umständen hätte ich diese Unannehmlichkeit (zähneknirschend) hingenommen. Dank der Möglichkeit Homeoffice machen zu können, kann ich – falls es der Terminkalender hergibt – in solchen Situationen problemlos von zu Hause arbeiten. In meiner aktuellen Situation – kurz vor einer sehr langen Zugreise – bin ich jedoch verärgert und mir fehlt es an Verständnis für die Streikankündigung. Ja, es gibt das Mittel des Streiks im Arbeitskampf. Ohne das Streikrecht jedoch genau zu kenne, scheint mir hier die Verhältnismäßigkeit ob der Dimension der Auswirkungen nicht mehr gegeben.
Es geht auch anders: ich bin am 1. November von Bregenz nach Wien mit den ÖBB gefahren, 2x Schienenersatzverkehr inklusive ( 1x Arlberg und über das Deutsche Eck ab Wörgl das 2.x). Da ich ein Sparschiene-Ticket gekauft habe, bin ich an einen bestimmten Zug gebunden, der aber zu der Zeit , die am Ticket angegeben ist, gar nicht gefahren ist. Die nette Dame in Bregenz am Schalter hat mir die Zugbindung aufgehoben, eine neue Verbindung herausgesucht, einen Sitzplatz reserviert (gratis),und alle Umstiegszeiten sauber ausgedruckt. Danke, toller Service! Für den Umstieg waren immer ca.15 Minuten eingeplant und es war alles perfekt organisiert: an jeder Ecke im Bahnhof sind Einweiser gestanden, die uns Reisenden den Weg gezeigt haben und es sind genügend Busse zur Verfügung gestanden.
Es war anstrengend mit allem Gepäck 4x umsteigen, aber wenigstens war dank guter Planung durch die Bahn jeder Anschlusszug erreichbar!