Lange Zeit war es sehr unsicher, ob wir (3 Erwachsene) uns auf den Weg nach Werder machen können. Die Inzidenzzahlen Anfang Mai 2021 waren viel zu hoch, dadurch galt in Brandenburg ein Beherbergungsverbot. Dieses wurde vor dem Törn zum Glück wieder gekippt aufgrund zurück gegangener Fallzahlen. In Berlin bestand dieses Beherbergungsverbot weiterhin.
Das Boot – MY „Käptn Casi”
Bei der gecharterten Boot handelte es sich um eine Stahlyacht vom Typ Concordia 105 AC der niederländischen Werft Visscher Yachting BV. Vercharterer war die Firma Unruh Marine in Werder (Havel).
Die MY „Käptn Casi“ war ausgestattet mit einem Bug- und Heckstrahlruder, einer manuellen Ankerwinde sowie UKW-Funk.
Die Reiseroute
Während des 14-tägigen Törns von 28. Mai 2021 bis 11. Juni 2021 befuhren wir vom Cityport Werder (Havel) ausgehend, die Havel bis zur Schleuse Grütz sowie die Spree bis zum Dämeritzsee.
Aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen während des Törns waren die Häfen und Wasserwanderrastplätze in Berliner Gewässern nicht geöffnet. Daher verlief die Reiseroute zunächst nur in brandenburgischen Gewässern. Nach Rückfrage bei der Schifffahrtsbehörde, wurde mir mitgeteilt, dass Übernachtungen an den 24 h-Sportbootliegestellen in Berlin erlaubt waren. So konnten wir zum Ende des Törns noch Berlin und die Spree bis zum Dämeritzsee erkunden.
Kurz zusammengefasst
- Fahrtage: 11
- Strecke: 505 km
- Kraftstoff: 206 Liter Diesel
- Motorbetriebszeit: 62 Stunden
- Verbrauch: 3,3 Liter Diesel pro Stunde oder 40,6 Liter Diesel pro 100 km
Liegestellen
Während des Törns übernachteten wir an folgenden Liegestellen.
Cityport Werder (Havel)
Der Cityport Werder (Havel) war Ausgangs- und Endpunkt des Törns. Hier befindet sich die Basis des Vercharterers Unruh Marine.
Pandemiebedingt konnte nur ich als Schiffsführer mit einem Angestellten die Yacht übernehmen. Zunächst erfolgte eine visuelle Außenkontrolle, bei der alle Vorschäden erfasst wurden. Danach wurde die Technik erläutert.
Wir sind am Vorabend vor dem Check-Out wieder in den Cityport Werder zurückgekehrt. Das Absaugen des Schwarzwassertanks sowie das Auftanken wurde von einem Angestellten des Vercharterers durchgeführt.
Auf dem Gelände befand sich ein neues Sanitärgebäude mit WC und Duschen. Die Duschen waren zum Zeitpunkt der Reise allerdings nicht geöffnet.
Referenz:
Stadtmarina Brandenburg an der Havel
Die Marina liegt von Werder kommend kurz hinter der Vorstadtschleuse Brandenburg im Silokanal. Wir übernachteten zwei Mal an der Außenmole.
Die Marina hat einen angeschlossenen Campingplatz und bietet sehr gepflegte Sanitäranlagen mit Duschen und Toiletten. An der Außenmole befindet sich eine Spundwand, die sich gut zum Anlegen eignet. Es sollte jedoch auf gutes Abfendern geachtet werden.
Referenzen:
https://www.stadtmarina-brandenburg.de/
https://erlebnis-brandenburg.de/anbieter-details/stadtmarina-brandenburg
Wasserwanderrastplatz „Am Slawendorf“
Hierbei handelt es sich um einen sehr idyllischen Anleger in der Brandenburger Niederhavel. Er befindet sich ca. 3 Gehminuten vom Zentrum der Stadt Brandenburg entfernt. An der Steganlage gibt es Wasser und Strom.
WC und Dusche waren zum Zeitpunkt des Törns pandemiebedingt geschlossen.
400 m zu Tal befindet sich ein REWE mit Bootsanlegestelle!!! Diese außergewöhnliche Einkaufsmöglichkeit wurde am nächsten Morgen direkt genutzt.
Referenzen:
https://erlebnis-brandenburg.de/anbieter-details/wasserwanderrastplatz-am-slawendorf
https://skipper.adac.de/haefen/wasserwanderrastplatz-am-slawendorf/
Wasserwanderrastplatz „Am Salzhofufer“
200 m zu Berg befindet sich der Wasserwanderrastplatz „Am Salzhofufer“. Diese Anlegestelle liegt im Zentrum der Stadt Brandenburg an der Havel in unmittelbarer Nähe an der Jahrtausendbrücke.
Der Anleger hat keinen Strom und kein Wasser. Eine öffentliche Toilette ist in fußläufiger Entfernung.
Referenzen:
https://erlebnis-brandenburg.de/anbieter-details/wasserwanderrastplatz-salzhofufer
https://skipper.adac.de/haefen/wasserwanderrastplatz-salzhofufer/
Wasserwanderrastplatz „Optikpark“ Rathenow
Auf der Havel zu Tal fahrend gelangt man über die Stadtschleuse Rathenow in den Stadtkanal. Nach einer Fahrt um die Altstadtinsel liegt der Anleger in der Rathenower Havel in der Nähe des Optikparks. Ich hatte das Gefühl, dass diese Liegestelle in den vergangenen Jahren etwas vernachlässigt wurde. Ob dies nur der Pandemie geschuldet war, möchte ich nicht bewerten.
Ösen zum Befestigen der Leinen waren an vielen Stellen des Schwimmstegs durch Holzpanele verbaut, was das Anlegen erschwerte.
Entgegen der Beschilderung unterhalb der „Gelben Welle“ gab es KEINE Duschen. Toiletten waren nur in der angegliederten Musikschule – während der Öffnungszeiten – inoffiziell nutzbar.
Der Ziegelbau ist auf der Wasserseite leider sehr verfallen. Durch die im Mauerwerk nistenden Tauben gab es viel Kot und Federn. Durch das naheliegende Stauwehr wird eine erhebliche Menge an Schaum produziert, welcher den Wohlfühlfaktor an dieser Liegestelle leider nicht erhöht. Laut Rückfragen bei der örtlichen Polizeistelle und Internetrecherche wird der Schaum wohl durch pflanzliche Zersetzung hervorgerufen.
Einkaufsmöglichkeiten (Kaufland) befinden sich in direkter Nähe.
Referenzen:
https://optikpark-rathenow.de/service-infos/wasserwanderstuetzpunkt
https://skipper.adac.de/haefen/optikpark-rathenow/
Rathenower Wassersportverein 1922 e. V.
Noch vor der Stadtschleuse befindet sich, am rechten Ufer der Stadthavel gelegen, in einer kleinen Bucht die Marina des Rathenower Wassersportvereins.
Es war für mich einer der schönsten Anleger des Törns! Sehr freundlicher und hilfsbereiter Hafenmeister. Die Hafenanlage bietet großzügige Steganlagen. Sanitäranlagen inklusive Duschen sind auf dem Gelände vorhanden.
Einziger Nachteil ist, dass sich KEINE Einkaufsmöglichkeiten in direkter Nähe gibt.
Referenzen:
https://www.kanu-rathenow.de/demnchst-verfgbar
https://skipper.adac.de/haefen/rathenower-wassersportverein/
Yachthafen Potsdam
Vom Jungfernsee aus kommend, fährt man zunächst unter der berühmten Glienicker Brücke durch. Nach der Brücke fällt der Blick auf die weitläufigen Parkanlagen von Babelsberg. Nicht nur bei der ersten Durchfahrt eine beeindruckende Szenerie.
Weiter führt der Weg dann über den Tiefen See und die Neue Fahrt an der Potsdamer Freundschaftsinsel vorbei. Dann erreicht man schon bald den Yachthafen mit dem markanten Kran als Ansteuerungsmarke. Insgesamt vier Nächte lagen wir hier. Der Empfang war an allen Tagen sehr freundlich.
Der Yachthafen Potsdam eignet sich ideal als Sprungbrett für die Fahrt in die Hauptstadt (sowohl auf dem Wasserweg als auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln).
Auf dem Hafengelände gibt es Sanitär- und Duschcontainer. Einfach aber ausreichend.
Im Hafen befindet sich auch eine Fäkalienabsaugstelle. Die Absaugung des Schwarzwassers erfolgt hier – wie in Werder – kostenpflichtig durch einen Angestellten des Yachthafens.
Vom Hafen aus hat man einen wunderschönen Blick auf den Wasserturm von Hermannswerder, der im Sonnenuntergang in warmen Farben leuchtet.
Referenzen:
https://yachthafen-potsdam.de/
https://skipper.adac.de/haefen/yachthafen-potsdam-yachtcharter/
Sportbootliegestelle 24 h Berlin-Mitte Schiffbauerdamm
Die Sportbootliegestelle Berlin-Mitte Schiffbauerdamm liegt in den Spreebögen zwischen Bahnhof Friedrichsstraße und Reichstag. Mehr Mitte geht nicht!
Wir haben an dieser Sportbootliegestelle zwei Nächte gelegen. Aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen in Berliner Gewässern war es kein Problem einen Liegeplatz zu bekommen. An beiden Tagen herrschte zudem nur wenig Fahrgastschiffsverkehr auf der Spree.
Ein besonderes Erlebnis war die Fahrt frühmorgens durch die Spreebögen bei Windstille und ohne Schiffsverkehr.
Das Regierungsviertel mit Paul-Löbe-Haus und Reichstagsgebäude ist nur wenige Gehminuten von der Liegestelle Schiffbauerdamm entfernt. Es gibt keinen Strom und kein Wasser, dafür ist das liegen für 24 h gratis.
Referenzen:
https://skipper.adac.de/reviere/deutschland/brandenburger-und-berliner-gewaesser/
Schleusen
Die Schleusen waren in der Regel über den Revierfunk gut erreichbar. An keiner der Schleusen mussten wir lange auf die nächste Schleusung warten. Einzig bei der Rückfahrt von Berlin nach Potsdam gab es kleinere Wartephasen an den Schleusen Plötzensee und Spandau. Hintergrund war aber hier der niedrige Wasserstand, so dass hier auf weitere Schiffe gewartet wurde.
Während unserer Fahrt nach Rathenow kam es – aufgrund von Personalengpässen – zu einer Sperrung von mehreren Schleusen der Revierzentrale Rathenow. Laut der ersten Meldung hätte diese Sperre zwei Tage dauern sollen. Glücklicherweise wurde die Sperre bereits nach einem Tag wieder aufgehoben. Auch hier half der Revierfunk wieder, die Information zeitnah zu erhalten!
Fazit
Es war wunderschön und besonders. Ich muss zugeben, anfangs hatte ich mich geärgert, dass die Häfen in den Berliner Gewässern gesperrt gewesen sind. Am Ende jedoch, war es genau das, was diesen Törn so speziell gemacht hat. Keine bzw. nur sehr kurze Wartezeiten an den Schleusen, freie Platzwahl im Herzen von Berlin, wenig Fahrgastverkehr.
Dazu entlang der Kanäle unzählige Kilometer unberührte Natur
One thought on “Zwei Wochen mit einer Charteryacht auf Havel und Spree 2021”